05.08.2014
Da ist er. Mein erster Eintrag aus Ecuador. Für viele das erste Lebenszeichen, das sie von mir aus Ecuador hören. Entschuldigung dafür, dass es solange gedauert hat, aber ich hatte immer viel zu tun, so viele neue Eindrücke und Erfahrungen gleichzeitig. Dass jetzt schon EIN MONAT von zwölf vorbei sein soll kann man gar nicht glauben, ich bin doch erst gestern angekommen 😉
Aber mir gehts hier super gut, ich bin viel unterwegs, in der Freizeit haben wir auch schon zwei größere Reisen unternommen, ich hab schon mit Besuch aus Tübingen das Zentrum von Guayaquil aus den Augen eines Touristen betrachten dürfen und arbeiten konnte ich auch schon, aber alles der Reihe nach.
Ankunft und erste Erfahrung
Ich bin hier angekommen an einem Dienstag Abend, es war jener Dienstag an dem Deutschland Brasilien phenomenalerweise mit 7:1 schlug. Fabian und Thore ahnungslos aber gespannt im Flugzeug, bis die Stewardess eine temperamentvolle Holländerin auf einmal schreit: „Eins null Müller“. Wir freuen uns und denken, das Spiel hat doch gerade erst angefangen… Als sie dann nach einer halben Stunde zum fünften mal kommt und schreit „5:0 für Deutschland“ waren wir uns sicher, dass uns diese Holländerin auf den Arm nehmen möchte. Wir glaubten es erst als wir dann am Flughafen abgeholt wurden und der andere Deutsche uns versicherte, dass es 7:1 für Deutschland ausgegangen ist. Ab da stieg dann die Vorfreude auf Sonntag vom einen Tag auf den anderen. Wer sich wundert, warum schreibt der Fabian sowas unwichtiges über Fußball in seinen Blog aus Ecuador, dem soll gesagt sein: Dies war meine allererste Erfahrung auf ecuadorianischem Boden und fußballverrückt bin ich auch, ein bisschen 😉
Kurz darauf, nachdem wir auf einer offenen Ladefläche eines Pick-ups dem Sonnenuntergang entgegengefahren sind, ja so etwas ist in Deutschland nicht möglich, hier schon, habe ich zum ersten Mal die anderen Leute aus meiner WG kennenlernen dürfen. Super nette Leute, es sind aktuell noch insgesamt sieben. Drei aus Spanien eine aus Frankreich und drei aus Deutschland, von denen der eine, Clemens, am Donnerstag zurück nach Deutschland fliegen wird. Wir machen eigentlich alles zusammen, wir kochen zusammen, essen zusammen, wohnen zusammen, arbeiten alle zusammen in der gleichen Organisation und machen auch gemeinsame Ausflüge von denen es der erste sofort in sich hatte.
San Pablo
Wir fuhren also gleich am ersten Wochenende gemeinsam nach San Pablo an den Strand. Diese Ausflüge gefallen mir persönlich sehr, denn ich liebe das Meer und die Strände. Solche Sandstrände wie hier am Pazifik habe ich dennoch zuvor in meinem Leben noch nicht gesehen. Wie aus dem Bilderbuch und gleich am Samstag morgen ging es dann auch dorthin. Übernachtet haben wir kostenlos im Haus einer Freundin des Hauses, von denen es viele gibt, dazu zählen unter anderem auch Taxi-Fahrer und Nachbarn. 🙂
Am Samstag morgen haben dann alle Freiwillige zusammen an einem Gleitschirm Tandem-Flug teilgenommen. Wir wurden mit einem Auto auf einen kleinen Hügel gefahren, der sich direkt am Meer befand und rannten von dort aus in Richtung Meer los und flogen dann insgesamt 15 Minuten um den Berg herum und übers Meer, es war gigantisch!




Den Abend verbrachten wir dann in der Partystadt von Ecuador, wo es mir persönlich nicht soo gut gefallen hat, weil da fast nur Touristen waren und weniger die Einheimischen mit ihrer Kultur und ihren Speisen/Musik vertreten waren.
Am Sonntag war es dann endlich soweit. 14.00 Uhr Ortszeit, wir mussten nur noch das richtige Lokal finden und es konnte los gehen. Schnell haben wir eine Bar direkt am Strand gefunden, in der wir als Deutsche sehr herzlich willkommen waren. Wir drei Deutsche und die anderen fieberten das komplette Spiel mit bis Mario Götze uns erlöste und Deutschland schlussendlich Weltmeister war! Wir haben uns riesig gefreut und mit einem weinenden Auge zusehen müssen wie in Deutschland gefeiert wurde. Aber später können wir erzählen: “ Damals, als Deutschland 2014 Weltmeister geworden ist, das erste Mal dass ich das erleben durfte, da war Ich in Ecuador am Pazifik und durfte es dort miterleben.“ Dies ist auch ein ganz besonderes Erlebnis, das ich nie vergessen werde 🙂
Guayaquil erkunden mit Andi und Caro
Am nächsten Tag folgte dann gleich das nächste Highlight. Es kündigte sich Besuch aus Tübingen an. Mein Cousin Andreas und seine Freundin Caro hatten sich als Urlaubsziel 2014 Ecuador ausgesucht und schauten so einen Tag in Guayaquil vorbei. Den Nachmittag verbrachten wir dann zusammen im Zentrum von Guayaquil. Wir liefen die klassischen Touristen-Ziele ab, von denen es in Guayaquil nicht sehr viele gibt. Wir liefen den Malecon entlang, das ist die 2000 fertiggestellte Promenade am Fluss Rio Guayas, an dem es viele Restaurants, Kinderspielplätze und auch ein riesengroßes 3D-Kino gibt. Direkt daran angeschlossen geht es 444 Stufen hinauf zu einem weißen Leuchtturm von dem man einen Ausblick über die ganze Stadt hatte.





Abends sind wir dann noch gemeinsam Essen gegangen bis mich der Taxi-Fahrer wieder abgeholt hat und wir erneut die ca. 25km in unsere Freiwilligen-Wohnung gefahren sind. Und ja diese Wohnung liegt auch in Guayaquil, an diesem Beispiel wurde mir erst so richtig deutlich, wie groß Guayaquil wirklich ist. 🙂
Arbeit
Wir wollten nicht die Erfahrung machen ein ganzes Jahr an der gleichen Stelle zu arbeiten und immer wieder zu merken, dass es noch viele andere coole Arbeitsstellen gibt. Deshalb wurde für uns das System mit Stundenplan eingeführt. Nach langem Hin und her hatten wir (Thore, der mit mir angereist ist & Ich) nun in dieser Woche unseren Stundenplan, wie und wann und vorallem wo wir arbeiten werden. Dieser Stundenplan gilt nun einmal bis Ende August, dann dürfen wir entscheiden, ob wir so weiter arbeiten möchten oder einzelne Bereiche vertiefen möchten.
Für mich sieht dieser „Stundenplan“ folgendermaßen aus:
An drei Mittagen arbeite ich im Frauenhaus dem sog. „Casa de Acogida“ mit und beschäftige mich dort hauptsächlich mit den Kindern. Erst findet eine Stunde Hausaufgabenbetreuung statt, wo ich eher die Person eines Motivators einnehme aber die Kinder, wenn sie dann mal still sitzen, auch ihren nachschulischen Pflichten nachgehen. Danach ist dann von der Seite des Frauenhauses eigentlich immer irgendetwas für die Kinder geplant, wenn ja bin ich unterstützend dort dabei, wenn nein beschäftige ich mich anderweitig mit den Kindern. Fußball ist hier (auch von Seiten der Kinder ;)) sehr beliebt. Ebenfalls engagiert bin ich in der sog. „Mision“, da gehe ich mit dem Freiwilligen aus Spanien und der Französin direkt ins Viertel „Monte Sinai“ hinein und beschäftige mich dort an drei halben Tagen mit den Kindern vor Ort. Wir haben auch schon einen Ausflug ins Radio mit den Kindern gemacht, was ihnen natürlich riesen Spaß gemacht hat. Sonst sind wir gerade gemeinsam mit den Kindern am Organisieren eines Fußballturniers (Nein, die Idee kam nicht von mir, sie stand schon als ich kam ;)), das am Sonntag in einer Woche sattfinden wird mit Essen und Preisen für die Sieger. Es wird in versch. Altersklassen gespielt, sodass auch jeder eine Chance auf einen Pokal o.ä. hat. Zwei Morgende arbeite ich gerade, auch zum Ausgleich, noch etwas körperlich mit in der „Banco de los materiales“. Man kann es sich wie einen Baumarkt vorstellen indem es von Möbeln, Fließen, Brettern oder auch Pflanzen fast alles gibt. Dort arbeite ich dann in der angeschlossenen Schreinerei mit. Firmen bringen alte Möbel hierher, die dann entweder für wenig Geld weiterverkauft werden, oder auseinander gebaut werden und wir mit den Materialien dann aus Brettern neue Schränke, Bänke, Tische oder auch Stühle anfertigen. Als viertes und letztes Projekt habe ich dann noch zwei Morgende in der „Aula de conocimineto“, das ist ein auf technischem höchsten Standard eingerichteter Computerraum, mit 40 PC´s, in den jede Woche 500 Kinder kommen. Ihnen wird dort beigebracht wie man mit einem Computer umgeht, wie man mit einer Tastatur Texte schreiben kann, was die ganzen Sonderzeichen bedeuten und wie man sie einsetzt. Wenn sie das alles beherrschen gibt es noch das sog. Nivel 2, das ist dann eine extra Gruppe mit der am Computer kleine Spiele gespielt werden, die das kognitive Denken fördern sollen. Dort stehe ich unterstützend zur Seite, wenn Kinder nicht mehr weiterkommen und mir wurde angekündigt, dass ich in Zukunft auch einmal so eine Stunde halten darf.
Puerto Lopez
Und dann ist immer ganz schnell schon wieder Wochenende an dem wir einen Ausflug gemacht haben. Das was ich an diesem Wochenende erleben durfte werde ich auch mein ganzes Leben nicht vergessen, weil es so ein Privileg ist, in der heutigen Zeit noch Wale in der freien Natur beobachten zu können. Wir sind am Donnerstag Abend schon nach Puerto Lopez gefahren, das liegt auch am Pazifik, weil am Freitag in Guayaquil Feiertag war. Freitag morgen sind wir dann mit einem Boot für ca. 20 Personen losgefahren in Richtung „Isla de la Plata“.

Dieser ganze Ausflug war der Geburtstagsausflug für eine Freiwillige von uns und eine Mitarbeiterin von Hogar de Cristo, mit der wir auch in der Freizeit viel unternehmen. Wir machten uns also auf in Richtung Isla de la Plata bis auf einmal das Boot stoppte. Normalerweise war der Part indem man die Waale anschaute erst für den Rückweg geplant gewesen, es haben sich aber zwei so schön gezeigt, das wir nicht einfach weiterfahren konnten. Sensationell so etwas mit eigenen Augen zu sehen, wie sie neben dem Boot herschwimmen und zum Luft holen kurz aus dem Wasser herausschauen, bevor sie wieder verschwinden.

Auf der Isla de la Plata, die ein Naturschutgebiet ist leben einzigartige Tiere, wie z.B. der Blaufußtölpel oder viele andere Vogelarten, die es sonst hauptsächlich auf den Galapagosinseln gibt. Wir sind also dort gewandert und durften die Tiere von ganz nah beobachten.


Ich empfehle also jedem der die Chance in seinem Leben einmal hat Wale in der freien Natur beobachten zu können dieses einzigartige Möglichkeit zu nutzen. Und Ecuador ist sowieso ein sehr schönes Land mit vielen verschiedenen Einblicken, sodass sich sowieso jede Reise hierher lohnt. 😉
Abschied Clemens
Am letzten Wochenende haben wir also wie schon erwähnt den Abschied des Freiwilligen aus Deutschland gefeiert, der am Donnerstag zurückfliegen wird. Ebenfalls am letzten Wochenende besuchten wir Konzerte zum einen von „Rumbeta“, das ist eine Band, die sich im Mai 2014 gegründet hat und der Gitarrist dieser Band der Spanier aus unserer WG ist. Diese Musik gefällt mir sehr gut und ich bin gleich von der ersten Sekunde an Fan gewesen. Es ist ein Mix aus Rumba und Flamenco, der aber modern interpretiert wird. Zum Anderen waren wir bei RoCola Bacalao, die auch schon durch Europa getourt sind und aus Ecuador stammen.
Am Ende von jedem Eintrag aus Ecuador möchte ich immer noch eine kuriose Geschichte erzählen und einen Liedtipp abgeben, was für Musik ich hier gerade höre. Zu Bailando (Spanisch-Version) – Enrique Iglesias lässt sich wunderbar tanzen aber auch entspannen.
Die kurioseste Geschichte im Monat Juli ist eindeutig was ich im Supermarkt hier erlebt habe. 5 Minuten entfernt von unserer Wohnung gibt es einen riesengroßen Supermarkt, der so ziemlich alles hat was man zum Leben braucht. Dort war ich bisher schon einige Male beim Einkaufen, doch was mir an diesem Tag passiert ist… Ich war noch mit anderen gerade an der Kasse beim Zahlen als plötzlich eine Sirene in diesem Markt losging. Ich schaute in die Gänge und alle Menschen ließen ihre Einkaufskörbe stehen und rannten los. Ich war verunsichert und dachte an Feuer oder einen Überfall. Doch der Kassierer blieb ganz locker und forderte von mir den zu zahlenden Preis. Ich fragte was denn hier gerade los sei und er antwortete: „Ja, das ist die Sirene für die SONDERANGEBOTE, wenn die los geht werden bestimmte Lebensmittel zu sehr reduzierten Preisen verkauft oder sogar verschenkt.“ Ich war erstaunt aber erleichtert und fragte aus Spaß, ob diese Aktion dann nur 10 Minuten ginge, weil alle rannten und er sagte: „Ja, genau nur genau 10 Minuten.“ 🙂
Hiermit sende ich 1000 Grüße nach Deutschland und an alle andere Orte der Welt wo dieser Blog auch gelesen wird und wünsche euch eine schöne Zeit. Wenn ihr noch irgendetwas wissen wollt oder mir etwas erzählen wollt, scheut euch nicht davor mich zu fragen oder mir zu schreiben, ich freue mich über jede Nachricht und Rückmeldung.
Aus Guayaquil, Ecuador: Fabian Möhle
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